Liebe Leser und Leserinnen,
herzlich willkommen zum vierten Artikel der Blog-Serie zum erfolgreichen, stressfreien Lernen mit Leichtigkeit. In diesem Artikel geht es um die Bereiche Motivation und Konzentration. An den Anfang stelle ich wieder die Themen, auf die Sie sich in diesem Jahr freuen können. Falls Sie von Anfang an dabei sind, springen Sie, wenn Sie möchten, gleich zum Abschnitt „Einführung – Motivation und Konzentration“.
Themen der Blog-Serie in diesem Jahr:
- Gehirn und Körper: Das muss ich wissen!
- Eine positive Grundhaltung
- Vertrauen und Selbstvertrauen
- Ziele: Unterscheidung von Elternzielen und Kinderzielen
- Eigenverantwortung: Das Lernen in die Hand nehmen
- Umgang mit Ängsten und Stress (Eltern und Kinder)
- Gelassenheit und Entspannung erreichen: Achtsamkeit in den Alltag integrieren (Übungen für Eltern und für Kinder)
- Lernstrategien: Merkblätter zu Themen wie Motivation, Konzentration, effektivem Lernen etc.
An den Anfang stelle ich in den ersten drei Artikeln die Definition der Themen, die für die meisten Lernenden eine Herausforderung sind, um damit die „Ausgangssituation“ deutlich zu machen, also die Situation, in der Sie bzw. Ihre Kinder sich im Moment im Lernkontext wahrscheinlich befinden.
Die Themen sind:
- Lernstress (Blackouts/Lernblockaden/Prüfungsangst)
- Fehlende Selbstorganisation;
- Lernstruktur;
- Mangelnde Motivation;
- Konzentrationsschwierigkeiten;
In den letzten beiden Artikeln habe ich die Themen Lernstress, Selbstorganisation und Lernstruktur näher beleuchtet und damit bereits eine gute Basis für das Verständnis gelingenden Lernens gelegt.
Einführung – Motivation und Konzentration
Wir alle kennen das Phänomen, dass wir uns nicht überwinden können, etwas zu tun, das wir eigentlich tun müssten – bzw. auch tun wollen. Wir wissen zum Beispiel, dass wir mit der Vorbereitung einer Präsentation beginnen sollten, da der „große Tag“ schon 5 Tage später ist, aber irgendwie gelingt es uns trotz des steigenden Drucks nicht, loszulegen und den Anfang zu machen. Der „innere Schweinehund“ hat in solchen Momenten die Oberhand und lässt sich nicht bezwingen.
Wir wissen also alle, wie es sich anfühlt, nicht motiviert zu sein und dementsprechend keine Energie zu haben, etwas, das (uns) eigentlich wichtig ist, voranzubringen.
Und haben wir es dann doch geschafft, den inneren Schweinehund gebändigt, uns überwunden und endlich den Anfang gemacht, ist das noch keine Garantie für Erfolg, denn es wartet schon die nächste Herausforderung auf uns, weil es uns häufig schwerfällt, bei der Sache zu bleiben. Wir schweifen in Gedanken ab bzw. lassen uns von äußeren und inneren Störungen ablenken oder finden Ausreden dafür, dass wir schon wieder eine Pause machen müssen. Wir können uns nicht für längere Zeit auf unsere Tätigkeit konzentrieren und kommen deshalb nicht weiter, obwohl es doch dringend nötig wäre!
Motivation und Konzentration, das wissen wir, sind aber entscheidend für erfolgreiches und nachhaltiges Lernen. Umso verzweifelter sind wir als Eltern, wenn wir merken, dass unsere Kinder sich nicht zu den anstehenden Aufgaben „aufraffen“ oder länger als ein paar Minuten „bei der Sache bleiben“ können.
Wie können wir diese beiden Aspekte gelingenden Lernens also fördern, unterstützen und aufrechterhalten, damit Sie uns für das Erreichen unserer Ziele in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen?
Motivation – Was ist das?
Motivation bezeichnet die Gesamtheit aller Beweggründe (Motive), die dazu führen, dass jemand mit seinem ganzen Engagement und Einsatz auf ein bestimmtes Ziel hinarbeitet. Im Lernkontext kann dies zum Beispiel bedeuten, dass der oder die Lernende mit Interesse und Energie daran arbeitet, einen guten Schulabschluss zu erreichen (Ziel) oder erstmal – als Etappenziel – in der nächsten Klassenarbeit gut abzuschneiden oder sich mehr mündlich am Unterricht zu beteiligen. Das heißt, Motivation ist an ein Ziel gekoppelt, das man erreichen möchte. Für viele Kinder reichen diese hier angesprochenen Ziele aber nicht aus, um motiviert zu lernen, da sie zu abstrakt und vage sind oder sie das Gefühl haben, diese allein nicht erreichen zu können. Da braucht es etwas mehr Kreativität, um das richtige (motivierende) Ziel zu definieren. Wichtig bei der Wahl der Ziele ist, dass sie nicht nur weit in der Zukunft liegen (Schulabschluss oder toller Beruf), sondern dass auch Ziele gefunden werden, die greifbarer sind und die aktuelle Lebenswelt und die Interessen des Lernenden betreffen. Das ermöglicht, dass zwischendurch immer wieder Erfolge „gefeiert „werden können, die dann zusätzlich motivieren und dazu beitragen, sich einem „großen“ Ziel Schritt für Schritt zu nähern. Der „große Berg“ muss zu bewältigen sein, es braucht einen kleinschrittigen Stufenplan, der immer wieder deutlich macht, was schon geschafft wurde. Sich zwischendurch auf die Schulter klopfen zu können, ist ungemein motivierend!
Ein Merkblatt zu diesem Thema schicke ich Ihnen auf Anfrage gerne zu (Merkblatt zur Motivation).
Konzentration
Konzentration ist die Fähigkeit, seine volle Aufmerksamkeit für eine bestimmte Zeit auf einen Gegenstand, eine Person oder Aufgabe zu richten, ohne sich in dieser Zeit von äußeren Einflüssen (Mobiltelefon, Klingeln, Straßenlärm etc.) oder inneren Einflüssen (Grübeln, Planen, Emotionen: Freude, Trauer, Wut etc.) ablenken zu lassen. Diese Fähigkeit gehört zur Grundausstattung des Menschen, verändert sich aber durch Gewohnheiten und Lebensumstände im Laufe des Lebens immer wieder. Viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, sind heute durch die permanenten medialen Einflüsse und die Schnelllebigkeit in unserer Gesellschaft überfordert und kommen zu wenig zur Ruhe, so dass es für sie immer schwieriger wird, sich für einen längeren Zeitraum auf etwas zu konzentrieren (vgl. Stress/Lernstress). Auch unsere Kommunikation, beruflich und privat, wird davon in Mitleidenschaft gezogen, da viele Menschen nicht mehr in der Lage sind, richtig zuzuhören. Immer sind sie mit ihrer Aufmerksamkeit schon beim nächsten Ereignis. Dies beeinflusst auch die Eltern-Kind-Kommunikation, was dazu führen kann, dass wichtige Signale nicht frühzeitig wahrgenommen bzw. gehört werden. Dabei geht es nicht immer um „klassische Lernthemen“ wie Verständnisfragen oder die Selbstorganisation, sondern oft auch um Beziehungen zu Lehrern, Mitschülern und Freunden. Läuft es auf dieser Ebene nicht „rund“, kann sich dies massiv auf die Konzentrationsfähigkeit des Betreffenden auswirken. Im weiteren Verlauf kommt es dann erst zu Verständnisschwierigkeiten und gegebenenfalls zu „schlechten“ Noten in einzelnen Fächern oder insgesamt. Das heißt, dass die Ursache häufig woanders liegt, als wir ursprünglich angenommen haben.
Das Beruhigende ist: Wo auch immer die Ursache für die momentanen Konzentrationsschwierigkeiten liegt, es ist jederzeit möglich, etwas tun, um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Das braucht nur ein bisschen Übung – und vor allen Dingen den Entschluss, sich in diesem Bereich weiterzuentwickeln und genau hinzuschauen. Besonders hilfreich für die Schulung der Konzentration sind Achtsamkeitsübungen mit Fokus der Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand wie den Atem, die Körperempfindungen oder Geräusche. Der oder die Übende richtet die Aufmerksamkeit zum Beispiel auf den Atem im Bauchraum – spürt das Heben und Senken der Bauchdecke – und ist mit der Aufmerksamkeit ganz beim Atem. Wird nun bemerkt, dass die Aufmerksamkeit auf einen anderen Gegenstand übergegangen ist, zum Beispiel Gedanken oder Geräusche, wird die Aufmerksamkeit wieder bewusst zum Atem zurückgebracht. Wenn es nötig ist hundertmal während einer Übungseinheit. Das ist kein Fehler, sondern ein entscheidender Aspekt der Übung. Jedes Mal, wenn die Aufmerksamkeit „zurückgeholt“ wird, ist dies ein Moment der Achtsamkeit und Konzentration. Das ist ein ideales Training für unseren Geist – ein perfektes Konzentrationstraining. Die Konzentration zu verbessern gleicht der Verbesserung der Kondition – Regelmäßigkeit, Wiederholungen und moderate Steigerung (Dauer und Intensität) tragen erheblich zum Erfolg bei.
Ein Merkblatt zu diesem Thema schicke ich Ihnen auf Anfrage gerne zu (Merkblatt zur Konzentration).
Die ersten Schritte zu mehr Motivation und Konzentration:
Die Antworten auf die Fragen sollten schriftlich festgehalten/visualisiert werden, um immer wieder darauf zurückgreifen zu können.
- In welchen Bereichen kann ich mich gut motivieren und konzentrieren (Schule, Hobbys, Freizeitaktivitäten, Ehrenamt, Beziehungen etc.)? Es steigert das Selbstbewusstsein und die Motivation, wenn man sieht, was alles gut funktioniert.
- Wo darf es besser werden? Was funktioniert nicht gut?
- Was möchte ich mit verbesserter Motivation und Konzentration erreichen?
- Welche Ablenkungen (äußere und innere) halten mich immer wieder davon ab, meine Ziele zu verfolgen?
- Was sind meine Ziele im Bereich Lernen (Ziele klar definieren, auch Etappenziele)?
- Achtsamkeitsübungen/Konzentrationsübungen in den Alltag integrieren („den Konzentrationsmuskel stärken“);
- Erreichtes „feiern“ – Anerkennung und Lob sind entscheidend für die Steigerung der Motivation und damit auch der Konzentration!
Motivations- und Konzentrationsmangel können viele Ursachen haben und sind nie losgelöst von der allgemeinen Lebens- und Lernsituation zu betrachten, so dass es auch hier keine „Patentlösung“ gibt. Der erste Schritt sollte deshalb immer sein, sich genau anzuschauen, welche Ablenkungen (innere und äußere), zum Beispiel auch Konflikte (mit Freunden, Eltern, Lehrern), derzeit vorhanden sind. Was ist für den Betreffenden im Moment vielleicht wichtiger als das Lernen? An dieser Stelle wird deutlich, dass ein förderlicher Umgang mit Stress (Konflikte verursachen Stress!) entscheidend ist, um die Basis für gelingendes – und dazu gehört auch motiviertes und konzentriertes – Lernen zu schaffen.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kind viel Spaß, Inspiration und Offenheit auf dem Weg zu mehr Motivation und Konzentration!
Im Oktober-Blog-Artikel geht es um das Gehirn und den Körper und deren Zusammenwirken und Einfluss auf gelingendes Lernen.
Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gute Zeit!
Herzliche Grüße
Inga Schulz